Zusammenfassung
- Der Begriff Embodiment beschreibt die Tatsache, dass unser Geist immer in Bezug zu
unserem Körper steht. - Gefühle können sich in sichtbaren Körperzuständen äußern – etwa eine aufrechte
Haltung bei einer Empfindung von Stolz. - Anders herum können sich Körperhaltungen auf unsere Gefühle auswirken.
- Heben wir zum Beispiel das Brustbein an, so kann dies unser Selbstvertrauen stärken.
Es klingt fast zu einfach um wahr zu sein: Alkoholiker werden seltener rückfällig, weil sie beim Anblick von alkoholischen Getränken eine abwehrende Bewegung machen. Schüler lernen effektiver, weil sie beim Lösen von Matheaufgaben gestikulieren. Studienteilnehmer empfinden mehr Stolz, weil sie sich aufrecht halten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben diese Zusammenhänge längst bestätigt. Wir können unser Fühlen, Denken und Handeln durch Bewegungen positiv beeinflussen. Einmalig ausgeführte Embodiments reichen in der Regel allerdings nicht. Erst die regelmäßige Wiederholung führt zu stabilen Veränderungen.
Die Wissenschaft setzt immer öfter auf Embodiment
Unser Körper hat es oftmals schwer. Diäten, Fitness-Studios und Operationen sollen ihn ideal formen. Doch ein spontaner Ausdruck von Gefühlen mit ganzem Körper oder die Ausführung von Bewegungsabläufen, um dem Selbstvertrauen auf die Sprünge zu helfen, werden oft als peinlich oder gar esoterisch abgetan. Dabei kann der Körper eine gute Eintrittspforte in die persönliche Ressourcenarbeit sein. Verändert sich der Körper, so verändert sich auch unser Denken und Fühlen. Viele Wissenschaftler betonen mittleweile diesen Zusammenhang. Der Heidelberger Arzt und Begründer der hypnosystemischen Therapie Gunther Schmidt sieht hier ein enormes Potenzial ebenso wie die Schweizer Wissenschaftlerin Maja Storch, die dem Thema Embodiment in ihrem Zürcher Ressourcen Modell großes Gewicht gibt.
Und in der Tat mehren sich die Belege für die Wirksamkeit von Embodiments. So ließ Reinout Wiers, Wissenschaftler an der Universität Amsterdam, Alkoholiker über zwei Wochen täglich einen Hebel zu sich heranziehen, wenn ihnen neutrale Bilder gezeigt wurden, oder von sich wegschieben, wenn alkoholbezogene Objekte zu sehen waren. Das Wegschieben der alkoholbezogenen Objekte sollte die Probanden motivieren, dem Alkohol zu entsagen. Das Ergebnis: Die Rückfallquote sank im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant. Andere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Schüler leichter Vokabeln lernen, wenn sie sich diese zusammen mit entsprechenden Bewegungen einprägten.
Das können Sie im Alltag tun
Im Alltag bieten sich viele Situationen, um sich mit einem Embodiment zum Beispiel zuversichtlicher oder selbstbewusster zu fühlen. So riet der verstorbene Psychologie-Professor Reinhard Tausch dazu, Grübeleleien zu beenden, indem Betreffende laut Stop sagen, die Hände zu einer Faust ballen und diese nach unten führen.
Eine entspannte Körperhaltung kann die Laune heben. Nützlich kann es daher sein, im Alltag bewusst die Schultern zu lockern, das Brustbein anzuheben und zu lächeln. Für viele ist in einer solchen Haltung eine negative Stimmung unmöglich. Maja Storch rät zu Embodiments, bei denen Lernwillige Bewegungsabläufe oder Haltungen ausführen, die sie individuell auf ihre Bedürfnisse abstimmen. In diesem Fall, so sieht es Storch, entfaltet ein Embodiment die beste Wirkkraft.