Wie wichtig der Glaube an die Lernfähigkeit ist

Wie wichtig der Glaube an die Lernfähigkeit ist

  • Lesedauer:4 min Lesezeit

Zusammenfassung:

  • Es gibt zwei Selbstbilder, ein statisches (Talent entscheidet) und ein dynamisches Selbstbild (Training entscheidet). Dies fand die amerikanische Psychologin Carol Dweck heraus.
  • Ein statisches Selbstbild führt u.a. dazu, dass Menschen schlechter mit Niederlagen umgehen können.
  • Durch ein dynamisches Selbstbild erleben Menschen mehr Freude am Lernen
  • Ein dynamisches Selbstbild kann man lernen.
  • Buchtipp: Carol Dweck: Selbstbild, Campus Verlag, Frankfurt/New York

 

Talent führt zum Erfolg oder Training und Ausdauer führen zum Ziel – zwischen diesen Sätzen liegen Welten. Carol Dweck, eine amerikanische Wissenschaftlerin von der Stanford University, beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit dem Selbstbild von Menschen. In vielen Studien konnte sie beweisen: Unsere Einstellung dazu, ob Talent oder Training zum Ziel führt, beeinflusst, wie wir unser Leben führen. Glauben wir daran, dass wir uns Erfolg erarbeiten können, so suchen wir eher Herausforderungen und lernen mit mehr Begeisterung. Auch die Resilienz, das heißt die Widerstandsfähigkeit bei Rückschlägen, ist bei Menschen mit dieser Haltung stärker ausgeprägt. Die gute Nachricht ist: Eine solche Einstellung lässt sich lernen.

Zwei Selbstbilder: statisch und dynamisch

Sind unsere Fähigkeiten angeboren, also durch Gene festgelegt, oder vor allem eine Frage von Übung und Umwelt? Die Wissenschaft ist sich heute einig: beide Faktoren spielen eine Rolle. Auch Carol Dweck hat hieran keine Zweifel. Die Psychologin untersuchte jedoch in vielen Studien, mit welcher Einstellung Menschen lernen und wie sich dies zum Beispiel auf ihre Leistungen und Gefühle auswirkt. Dweck fand heraus:  Menschen unterscheiden sich grundsätzlich durch zwei verschiedene Haltungen, das statische und das dynamische Selbstbild.

Menschen mit einem statischen Selbstbild (fixed mindset) glauben eher daran, Talent und Intelligenz entscheide über Fähigkeiten. Für diese Menschen sei es laut Dweck wichtig, sich immer wieder zu beweisen und sich anderen überlegen zu fühlen. Neuen Herausforderungen gingen solche Menschen eher aus dem Weg. Oftmals verberge sich dahinter die Frage: Werden andere mich für klug oder dumm halten?

Ganz anders sieht dies bei Menschen mit einem dynamischen Selbstbild (growth mindset) aus: Sie sind überzeugt, dass sie sich für ihren Erfolg einsetzen und Kompetenzen einüben können. Diese Menschen lernen mit mehr Freude und verlassen auch immer wieder ihre Komfortzone. Bei Rückschlägen überlegen sie, wie sie zukünftig anders handeln werden. Trotzdem, so Dweck, glauben diese Menschen deshalb nicht, ein Albert Einstein werden zu können.

Dynamisches Selbstbild kann Leistungen verbessern

Auch wenn wir nicht alle zu einem Einstein oder Mozart werden können: Dweck konnte belegen, dass Menschen ein dynamisches Selbstbild erlernen und so ihre Leistungen verbessern können. In einer Studie wurden die Ergebnisse von Schülern in schwierigen Mathematiktests ausgewertet. Einem Teil der Kinder wurde erzählt, dass in ihrem Gehirn neue und stärkere Neuronenverbindungen entstehen würden, wenn sie etwas Neues lernten (dynamisches Selbstbild).  Diese Schüler verbesserten ihre Testergebnisse im Laufe der Zeit. Ein anderer Teil der Schüler hingegen konnte die Testergebnisse nicht steigern. Diesen Schülern hatte man im Vorfeld kein dynamisches Selbstbild vermittelt.

Lust am Lernen lernen

Doch wie können Menschen mit einem statischen Selbstbild auf die dynamische Seite wechseln? Einige einfache Übungen können hier viel bewirken. Dweck empfiehlt zum Beispiel, aktiv eine dynamische Haltung einzunehmen, wenn es einmal schwierig wird. Stellt sich Müdigkeit oder Unlust beim Lösen eines Kreuzworträtsels oder beim Erlernen eines Tanzes ein, so sollten sich Betroffene vorstellen, wie gerade in dieser Situation neue Verbindungen im Gehirn entstehen. Außerdem rät die Wissenschaftlerin, Dinge zu tun, die man schon immer tun wollte, aus Angst aber nicht angegangen ist.

Eltern, Lehrern und Erziehern rät Dweck, ihre Kinder weniger für ihre Intelligenz und ihr Talent zu loben, sondern vielmehr für die Ausdauer und Konzentration, die Kinder beim Lernen beweisen. Diese Kinder würden die Haltung entwickeln: Das ist schwer. Das macht Spaß!